„Der Wolf und wir“ – mit diesem Satz beginnt Max Rossberg von der Eureopean Wilderness Society sein Eingangsstatement. Bundesrat Sylvester Gfrerer verweist in seinem Impulsreferat auf die 66.000 ha Almfutterfläche in Salzburg, welche durch eine Aufgabe der Beweidung in Gefahr sind. Von Wolfsrissen im Großartal spricht er nicht nur als bäuerlicher Vertreter sondern direkt auch als betroffener Bauer.
In der hochrangigen Diskussionrunde waren für die Jägerschaft Ing. Josef Zandl, für die Landwirtschaft BBK-Obmann Klaus Vitzthum, der Wolfsbeauftragte in Salzburg Mag. Hubert Stock und vom Naturschutzbund Mag. Dr. Winfried Herbst vertreten. Die Absolventenklassen der Landwirtschaftlichen Fachschule in Bruck organisierten mit ihrer Fachlehrerin DI Anna Hinterseer dieses brennend aktuelle Symposium. Kann die Landwirtschaft allen derzeitigen Herausforderungen und gesellschaftlichen Wünschen gerecht werden? Klimaschutz, Tierschutz, Tierwohl, Umweltschutz, Wünsche von Erholungssuchenenden, dem Tourismus, regionale Lebensmittel, billige Lebensmittel für den Handel und das bei sinkendem Einkommen in der Landwirtschaft, all diese Themen auf einmal werden wohl für den einzelnen Landwirten zuviel. Dazu kommt noch der Wolf, den wir wohl wirklich nicht brauchen, oder? Er ist aber da und er wird da bleiben, dass sei fast ein Fixum. Die Frage ist nur, wie gehen wir damit um? Herdenschutz (Zaun und Herdenschutzhund), Abänderung der FFH-Richtlinie in der EU, Änderung des Schutzstatus von Wölfen in der FFH-Richtlinie, Aufklärung der Bevölkerung, Entnahme von Wölfen, … all diese Themen wurden von den künftigen Bauern in die Diskussion eingebracht. Wir wollen gemeinsame Lösungen. Dr. Winfrid Herbst vom Naturschutzbund will alle Seiten einbinden, den Naturschutz aber auch eine Landwirtschaft, die ökonomisch vertretbar ist. Er sieht das Ganze und so ist auch der Wolf Teil des Ganzen. Von ihm geht der Apell aus, die Solidargemeinschaft zu stärken und keinesfalls die Landwirtschaft im Stich zu lassen. Die Landwirte brauchen höhere Preise für ihre Erzeugnisse und nicht nur zusätzliche Belastungen.
Der Wolf hat besonders auf die Almwirtschaft kaum abschätzbare Auswirkungen. Unsere Almen werden kleinstrukturiert bewirtschaftet. Wir beweiden nicht ganze Täler im Gemeinschaftsbetrieb mit hunderten von Tieren, daher ist Herdenschutz differenziert zu sehen und nicht vergleichbar mit Frankreich, der Schweiz oder Deutchland. Der Bezirksbauernkammerobmann Klaus Vitzthum warnt vor einer Aufgabe der Almbewirtschaftung aufgrund von Wolfsaufkommen. Eine Almbewirtschaftung bindet CO2 (mehr als Wald), verhindert Erosionen und fördert die Biodiversität. Die Frage stellt sich wer ist mehr Wert, der Wolf oder 100 gefährdete Pflanzenarten?
In der Jagdwirtschaft, so Ing. Josef Zandl, gibt es neben der direkten Beutekonkurrenz, viele indirekte Einflüsse. Scheues Wild, geändertes Verhalten, freie Flächen werden gemieden, Störung des Wintereinstandes und Fütterung, schwirige Bejagund des Wildes, vermehrtes Auftreten von Wildschäden wirkt sich auf die Wildökologie stark aus. Zudem wird der Jagdwert gemindert. Ein Wolf frisst ca 3 bis 4 kg Fleisch pro Tag, das entspricht einem Rehbedarf pro Jahr von rund 130 Stück/Wolf. Das Wolfsmanagement in Salzburg hat Vorbildwirkung in Österreich. Wolfsbeautragter Hubert Sock verweist auf die fünf darin verankerten Punkte: Herdenschutz, unbürokratische Entschädigung, Managementplan, Wolfsbeauftragter und Änderung des Schutzstatus. Von den Bauern wird nicht nur eine 80%ige unterstützung bei den Materialkosten für den Herdenschutz eingefordert, sondern eine 100%ige Übernahme aller anfallenden Kosten für den Herdenschutz (einschließlich Behirtung und ev. Errrichtung von Hütten zur Behirtung, Haltung von Herdenschutzhunden, etc.). Max Rossberg bringt dazu das Beispiel von Frankreich, wo diese hundertprozentige Übernahme aller Kosten derzeit schon stattfindet und gibt dazu einen Betrag von 25 Mio. Euro an. Diese müssen natürlich wo anders eingespart werden.
Jedenfalls ist Handlungsbedarf gegeben, denn die Wolfspopulation wird bei der aktuellen Entwicklung in 10 Jahren von derzeit 19.000 Wölfen in Europa (außer Rußland) bis zum Jahr 2029 auf 250.000 Stück anwachsen.
Bundesrat und Almwirtschaftsvereinsobmann Sylvester Gfrerer ist wie auch viele Schüler überzeugt, dass wir den Wolf in unserer Kulturlandschaft nicht brauchen. Es gibt keine praktikable Vorschläge seitens der Naturschützer und Experten für ein gedeihliches Miteinander, zumal wir durch die Vielfachnutzung der Natur ja jetzt schon an den Grenzen angelangt sind. Der Vormittag war für alle Teilnehmer spannend. Jedenfalls darf der Wolf nicht als Geschäftsmodell für Spenden missbraucht werden, da gab es Einigkeit.